Sonntag, 30. November 2008

29. November 2008

29. November 2008
Heute war vielleicht ein Tag! Wir gingen am Abend in den Ausgang, denn morgen ist Sfant Andrei. Hier in Rumänien werden die Namenstage wie Geburtstag oder Weihnachten gefeiert. Also hat Andreea morgen ihren Namenstag, aber eigentlich alle, denn alle feiern, ich habe da den Durchblick noch nicht ganz.
In dieser Nacht heulen die Wölfe und Geister kommen ins Haus, weshalb bei den Angeln der Türen etwas Klebriges hingestrichen wird, damit die Geister entweder kleben bleiben oder die Tür nicht öffnen können. In den Dörfern ist diese Tradition noch stark verbreitet, da sie sehr abergläubisch sind. Hier bei Marcie und Geo ist das natürlich anders.
Wir fuhren mit dem Auto in die Nachbarschaft zu den besten Freunden von Marcie und Geo. Andreea verbrachte den Abend mit Freunden und kam nicht mit. Erst gab es was zum Essen, obwohl wir schon zu Hause Kotelett und Kartoffelstock gegessen haben. Zum Nachtisch gabs selbstgemachte Prajiture – sehr feines Gebäck, mindestens fünf verschiedene Sorten! Der Abend war sehr lustig, ein Witz folgte dem andern. Ich verstand nicht alle Witze, denn so gut versteh ich die Sprache nun auch wieder nicht. Aber schon die Gestiken waren lustig. Am Anfang waren alle etwas verklemmt, denn sie wussten nicht, wie ich reagieren würde. Marcie hat ihnen dann versichert, dass sie sich wie immer benehmen sollen und mich ihr benehmen nicht stören würde. Insgesamt waren mit Marcie und Geo fünf Paare da. Am Anfang gings darum, wer wo sitzt. Ich wollte mich in eine Ecke setzten, doch riet mir Marcie davon ab, denn dies hätte bedeutet, dass ich bald heiraten werde. So setzte ich mich zwischen Marcie und Geo, doch wechselten Marcie und ich bald die Plätze, denn neben Marcie sass einer, der 20 Jahre in Deutschland Saisonarbeiter war.
Alle fanden schliesslich ihren Platz. Ich ging davon aus, dass die Leute so zusammengehörten, wie sie sich hinsetzten, sie benahmen sich auch so. Marcie klärte mich nach etwa einer Stunde auf, dass sie die Ehefrauen getauscht haben und erklärte mir, wer eigentlich zu wem gehörte. Das gab vielleicht ein Gelächter! Da sie alle so gut befreundet sind, mache ihnen das nichts aus und sie haben einfach nur Spass. Marcie wurde, wie ich später von ihr erfuhr, während des Abends öfters gefragt, was ich wohl von ihnen und ihrem Benehmen denke. Ich fands einfach nur schön, denn so etwas gibt’s in der Schweiz nicht: ausgelassenes Lachen (ohne dass man komisch beäugt wird), Unbeschwertheit, kaum irgendwelche Regeln und und und. Sie gehen kaum zusammen in einem Restaurant essen. Erstens wäre das teurer und zweitens müsste man sich gesittet benehmen und könnte nicht einfach so die Ehefrauen tauschen.
Das Essen ging rasch, denn alle hatten schon zu Hause gegessen und wollten Tanzen. Die Gastgeber stellten zwei Kerzen auf den Tisch, das Licht wurde gelöscht und die Musik ordentlich aufgedreht, aber zum Glück noch nicht ganz so laut wie in einer Disko. Trotzdem wäre in der Schweiz wahrscheinlich bei diesem Lärm bald der Nachbar oder sogar die Polizei vor der Tür gestanden.
Die Musik war gut, es wurden viele Oldies gespielt. Geo tanzte mit mir zu einem langsamen Stück, dann kam noch eins und er wollte nochmals mit mir tanzen. Doch dann kam der Deutschsprechende und sagte, nein, sie gehöre jetzt mir. So tanzte ich mit ihm das nächste Lied. Gegen zwei Uhr morgens fand dann jemand, man könnte Licht machen und die Musik etwas leiser stellen. Wir setzten uns an den Tisch, assen nochmals Prajiture und machten uns langsam auf den Heimweg. Der Abend war sehr schön, ausser dass alle ausser Marcie und mir wie die Idioten geraucht haben und mir die Augen brannten. Ich finds einfach einmalig, nicht als Tourist in ein Land zu reisen und kann es jedem empfehlen!!

P.S.: Ich glaube, ich habe euch mit den Fotos zu viel versprochen, denn ich finde das Kabel nicht… :(

Freitag, 28. November 2008

28. November 2008

Ich bin mir nicht so sicher, ob mir Rumaenien gut tut, hihi. Heute ist naemlich ein hochunproduktiver Tag. Wir fuhren zwar bereits um 7.30 zu Hause los, also eigentlich eine halbe Stunde zu spaet, doch haetten wir noch drei wetiere Stunden zu Hause bleiben koennen. Eigentlich war eine Sitzung um 8 Uhr angesagt, aber wer interessiert das? Der Chef hat nur aufs Auto gewartet, mit dem Geo gestern nach Hause gefahren ist. Er will uebers Wochenende jagen gehen. Seit ich im Buero bin, schlage ich die Zeit tot. Naja, so schlimm ist es nicht, denn ich musste noch einige Mails verschicken. Ich weiss jetzt naemlich, dass ich ab Januar von Dienstag bis Samstag arbeiten werde und am Sonntag und Montag frei habe. Also, Leute, haltet euch diese beiden Tage frei, damit man sich treffen kann!
Irgendwann so um 13.00 gabs dann was zum habern. Mmm, Brot mit Rosii und Castravete, Tomaten und Gurken, die sind ja so was von gut hier in Rumaenien, sogar noch zu dieser Jahreszeit besser als in der Schweiz in der Hochsaison. Keine Ahnung, wie das geht, aber ich koennte Kiloweise davon essen.
Heute Morgen habe ich noch Negus getroffen, er will bis am Dienstag meine Bachelorarbeit korrigiert haben, damit wir sie dann besprechen koennen. Irgendwann war ich heute noch drei Stockwerke weiter oben bei Daniel Chirca, dem ich im Januar oder Februar ueber den Weg gelaufen bin, als ich die ICAS-Leute fuer meine Bachelorarbeit gesucht habe. Aber auch er ist erst am Dienstag im Hause. Also setzte ich mich vor den Computer, schrieb Mails und mittlerweile lese ich ein John Grisham Buch.
Die Andern schlugen sich den ganzen Vormittag die Zeit tot, mittlerweile schreiben sie rumaenische Texte ueber Biber, Baeren, Woelfe und Luchse, das sie irgendwann zu einem Heftchen zusammenstellen werden. Ich glaube, es soll fuer die Oeffentlichkeitsarbeit genutzt werden. In einer Pause meint Geo zu mir, hier in Rumaenien lerne ich, wie man Nichts tut, wie man stielt und wie man schnell Auto faehrt.
Das Genialste hab ich noch gar nicht gesagt! Seit kurzem wurde ihnen verboten, im Buero zu rauchen, Gott sei Dank! Ich glaube, sonst waere ich schon jetzt umgekippt, so viel, wie die paffen. Es erstaunt mich, dass sie sich an die Regeln halten. Ok, nicht alle, aber die meisten Zigis werden jetzt im Gang geraucht. Und ich habe einen Computer in einem Nebenzimmer mit Negus zusammen, der aber kaum da ist.
Wahrscheinlich werdet ihr am Montag wieder von mir hoeren, denn ich glaube, dieses Wochenende muss Geo nicht arbeiten. Aber das weiss ja niemand so genau, sa vedem, wir werden sehen…

27. November 2008

Eigentlich hiess es, wir sollten um 9 Uhr im Buero sein. Es wurde dann etwa 10 Uhr oder sogar noch spaeter. Einige Studenten warteten bereits vor dem ICAS-Gebauede auf uns. Ich traf noch kurz Negus, um mit ihm die Korrektur meiner Bachelorthesis zu besprechen, waehrend Geo die Sachen fuers Feld vorbereitete. Wir wollten heute Biber suchen gehen. Mit einem riesen grossen Toyota fuhren wir in Richtung Norden ins Dorf Catalina. Zwei andere Autos mit weiteren 6 Studenten folgten uns.
Der Hauptfluss in Catalina und Umgebung heisst Rau Negru. Einige Nebenarme fuhren wir auch ab. Geo montierte eine Antenne, die mit einem Magnet versehen war, auf der Haube des Toyota. Ein anderer Fahrer hatte eine herkoemmliche Antenne, die wir mitnahmen, sobald wir ausstiegen und zu Fuss durch das Gebiet streiften.
Ab 12.00 begann das GPS an den Bibern Signale zu senden.


Geo beim Peilen

Bis dahin warteten wir an der Kaelte, brrr, war ja so was von kalt, trotz Handschuhe, Schal, Thermounterwaesche, Kappe und was sonst noch so alles warm gibt. Sobald dann endlich alles soweit war, marschierten wir los. Wir sahen viele abgenagte Aeste, doch konnten wir kein Signal empfangen.


Von Bibern abgenagte Erlen

Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren querfeldein ueber die Wiesen, durch Loecher und Graeben. Geo fuehrte uns zu zwei sehr grossen Staudaemme, die die Tiere errichtet haben.


Damm von Bibern

Die Fischer sind von den Taetigkeiten der Biber begeistert, denn sie veraendern die Fliessgeschwindigkeit, weshalb die Fische ihre Laichen in ruhigem Gewaesser (oberhalb der Staudaemme) legen koennen. Hier bei diesen Daemmen war die Wasseroberflaeche gefroren. Wir konnten ganau sehen, wo die Tiere aktiv waren, denn diese Stellen waren nicht vereist. Fotos stelle ich sobald ich das Kabel dabei habe, hier auf diesen Blogg. Auch hier empfingen wir keine Signale. Wir gingen zurueck zum Auto und fuhren zu einer anderen Stelle, wieder ueber Wiesen. An einer Stelle war es sehr steil und wir standen parallel zum Hang, so dass ich mich gut festhalten musste. Als wir ankamen, bat mich Geo, mit dem Auto zurueck zu fahren, und auf der Strasse zu warten, bis er mit den Studenten dort hin kommt. Wenigstens war ich so an der Waerme, hatte aber etwas Angst vor dieser einen Stelle… ein soooo grosses Auto, dann noch in Schieflage, gleich daneben einen tiefen Graben… oje. Naja, alles ging gut und ich kam ohne einen Kratzer davon. Eine Studentin begleitete mich und wir warteten schliesslich etwa eine Stunde, bis die anderen kamen. Als sie schliesslich kamen, erlaubten wir uns einen kleinen Spass. Ich wartete am Strassenrand mit laufendem Motor, waehrend Geo und die Studenten die Strasse ueberqueren wollten. Sobald kein Auto kam und sie losmarschierten, fuhr ich davon, aber nur einige Meter. Dann hielt ich wieder, und sie kamen zum Auto. Als sie die Tueren oeffenen wollten, fuhr ich wieder los. Schliesslich liess ich sie einsteigen und Geo meinte, ich haette viele Witze in der Tasche. Sie erzaehlten uns, dass sie 4 Biberfamilien gefunden haben.
Da es nichts mehr zum Erzaehlen gibt, moechte ich erklaeren, was es mit diesem Bibermonitoring auf sich hat. Das Projekt startete vor drei Jahren. Vorher hatte es bereits einige Biber in der Region, doch wurden noch einige ausgesetzt. Das Projekt soll im 2010 beendet werden. Es geht darum, herauszufinden, welche Effekte die Biber auf die Vegetation haben, welche Interaktionen zwischen den Tieren statt finden und welchen Einfluss die Biber auf die Landwirtschaft haben. Ich wollte wissen, ob sie auch Oeffentlichkeitsarbeit machen. Dies verneinten sie, denn die Leute wuerden ja nicht einmal wissen, dass es in dieser Gegend solche Tiere gibt und wenn man etwas machen wuerde, wuerden alle Leute dort hin gehen, Abfall liegen lassen und das Habitat zu sehr stoeren. Verbote werden sowieso nicht beachtet. Apropos Abfall: Das war ja so schlimm! An einem Staudamm, der ein Biber gebaut hat, wurden etwa 100 Plastikflaschen angespuehlt! Das Abfallproblem ist wirklich schlimm hier in Rumaenien. Ich wollte erst ein Foto machen, doch waren meine Finger zu kalt. Vielleicht geh ich ja in den naechsten Tagen wieder einmal dort hin, wer weiss. Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Bis dann mal



Wo befinden sich die Biber?