Dienstag, 15. Juni 2010

einige Bilder








Ich werde euch ein andermal was dazu erzählen, für heute bin ich zu müde, und es gibt viiiiel zu erzählen, v.a. über die Bären. Wahrscheinlich hört ihr erst wieder was von mir, wenn ich in der Schweiz bin, denn morgen Abend muss ich mit den Engländern und v.a. Cosmin meinen letzten Abend betrauern...

Montag, 14. Juni 2010

14. Juni 2010

Hey, ich hab etwas total vergessen zu berichten: Letzten Freitag, wisst ihr, wen ich da gesehen habe? Ein Auto mit einer SG-Nummer! Und das in Zarnesti! Tja, die Schweizer findet man überall...

Der Tag heute war richtig aufregend! Ich bin recht früh aufgestanden und hab gemütlich gefrühstückt. Plötzlich wurde es dunkel draussen, so richtig dunkel, und das Gewitter brach aus. Es regnete was es regnen mochte, über dem Piatra Craiului zuckte ein Blitz nach dem andern. Wandern kam nicht mehr in Frage. Wir warteten eine halbe Stunde und betrachteten das Spektakel von der guten Stube aus. Dann beschlossen wir, dass die Engländer die vorgesehene Tour in umgekehrter Reihenfolge machen könnten. So brachten wir sie nach Bran zum Dracula-Schloss, und sie wanderten zurück nach Magura. Ich und Katharina fuhren, aber das war vielleicht eine Fahrt! Runter nach Zarnesti klappte noch einigermassen gut. Das Problem liegt nur darin, dass bei Regen man die tiefe der Löcher nicht sehen kann. Gut, ich kenne die Löcher noch so mehr oder weniger, aber generell ist das schon etwas ein Problem. Und in Zarnesti begann dann das wirkliche Problem: ein Bach ist über die Ufer getreten, es gab eine riesen Überschwemmung! Bäche strömten durch die Strassen, all die Bilder, die man vom Fernseher kennt, habe ich heute wirklich erlebt, und ich musste noch fahren, oh hilfe! Das Wasser war bestimmt einen halben Meter hoch! Cosmin hats recht locker genommen, und Katharina fuhr vor mir, also blieb mir nichts anders übrig, als einfach zu folgen. Aber mir war schon etwas mulmig zumute...

Wir haben die Touris in Bran abgesetzt und sind mit beiden Autos nach Rasnov gefahren. Mein Bus liessen wir dort, wechselten Geld, und fuhren dann nach Kronstadt (=Brasov). Ich fragte sie, ob wir noch bei ICAS vorbei schauen können. ICAS ist das Wildtierforschungsinstitut von Rumänien, bei denen habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben. Wir hatten Glück, und ich hab all meine Freunde wiedergesehn. Sie haben nicht schlecht gestaunt, als ich plötzlich auftauchte. Und alle redeten mit mir in rumänisch, so schön! George gab mir sogar 3 Küsschen, wie das in der Schweiz so üblich ist. Ramon hab ich dann auch gesagt, dass ich gerne 3 Küsschen von ihm hätte. Wir blieben nur kurz. Beim Tschüss sagen wollte Ramon noch von mir wissen, ob ich einen Freund habe. Ich hab ihn dasselbe gefragt, er antwortete, er habe zwei Freundinnen. Sagte, jaja, ich weiss, mich und noch eine andere, er sei eine untreue Seele. Wir hatten es lustig, und ich hab ihn zusammengeeiert, weil er in der Schweiz war und sich nicht gemeldet hat. Nicht einmal 10 Minuten hatter er Zeit für mich, na so was! Ich sei jetzt ja auch extra für ihn nach Brasov gefahren.
Ich finde das mega schön, Witze mit denen auf rumänisch zu machen, und noch schöner, dass die nicht ins Englische wechseln, obwohl sie wahrscheinlich besser englisch können als ich rumänisch.

Wir fuhren dann weiter zu Atlasib, der Autor vom Buch "Karpaten-Projekt", Werner Schmitz, hat einige Bücher geschickt. Das Buch handelt von Magura, Zarnesti, ICAS etc., ich bins gerade am Lesen. Schön, wie er die Landschaft und die Leute beschrieben hat! Jedenfalls gingen wir die Post am anderen Ende der Stadt abholen, und fuhren dann weiter zum Markt. Der erste Markt, den wir besuchten, war sehr schön. Eine ganze Halle voller Gemüse und Früchte, und das duftete so lecker! Die Tomaten sind unwiederstehlich gut hier, auch die Melonen. Alles frisch vom Feld. Wir holten uns Brot und fuhren dann zum nächsten Markt.


Dann fuhren wir zur Metro, und dort ist wieder mal was typisch rumänisches passiert. Wir standen an der Kasse, die Dame hat alles brav eingetippt. Bei der Salami hats dann nicht funktioniert. Der Barcode war nicht richtig, die guten Leute der Metro haben die Salami ohne einzulesen und ohne mit eigenem Code zu versehen einfach ins Regal gefüllt. So was passiert ständig! Wir mussten bestimmt 15 Minuten warten, bis wir unsere Salami hatten. Beim rausgehen muss man die Quittung einem Angestellten unter die Nase halten, der kontrolliert nochmals alles, ob wirklich alles getippt und bezahlt wurde, und drückt dann einen Stempel "control final" drauf. Wehe, wenn etwas fehlte! Das wird gleich ins Personalblatt der Dame (meistens sind dort Frauen), die an der Kasse arbeitete, eingetragen.

Nach der Metro fuhren wir zurück nach Rasnov, was zu Deutsch Rosenau bedeutet. Wies der Name schon andeutet, ist das Wahrzeichen von Rosenau die Rose. So haben sich die Leute in der Verwaltung ausgedacht, dass sie den Strassenrand mit Rosen bepflanzen könnten. Sieht wirklich sehr hübsch aus! Aber aber aber, wir sind in Rumänien, und da geht das nicht so einfach. Zigeuner haben das auch schön gefunden, und haben in einer Nachtaktion gefunden, dass sie die ja ausgraben und verkaufen könnten. Gesagt getan, und weg sind die Rosen.

Wir fuhren, nun wieder mit beiden Autos, zur Hühnerfarm und holten frische Eier. Ich sollte es hier vielleicht nicht unbedingt sagen, aber ich würde die Eier nicht dort kaufen... Freiland kannst du vergessen, und in die Nähe der Ställe kommt man auch nicht. Naja, vielleicht doch noch etwas besser als Eier von der Metro.

Wir fuhren nach Zarnesti und hielten noch bei einem Fornetti an. Das hab ich bisher nur in Rumänien gesehn, Katharina meinte aber, dass es eigentlich von Italien kommt. Hauptsache es schmeckt! Neben der Post in Zarnesti gibts seit kurzem einen Fornetti-Stand. Dort gibts Blätterteiggebäck gefüllt mit allem Möglichen. Man kanns salzig haben, mit Käse, Pizza, oder süss, also mit Apfel, Schokolade, Kirschen. Ich mag die mit Apfel am liebsten. Der Geschmack ist aber nicht so wie herkömmlicher Apfelkuchen. Katharina nahm die salzigen, und so genossen wir je 100 Gramm Fornetti. Das sollte dann auch gleich mein Mittagessen sein, denn sobald wir nach Hause kamen, schickte mich Hermann schon wieder los, zwei Engländer in Bran abzuholen. Eine bekam nach der Besichtigung des Schlosses Durchfall und konnte nicht mitwandern. Sie wartete mit ihrem Mann in Bran, bis ich sie abholen kam. Die Strassen in Zarnesti waren wieder komplett normal, an einigen Stellen erinnerten nur noch getrockneter Staub an die Überschwemmung. Die andere Gruppe, die Österreicher, traf ich gleich bevor es hoch geht nach Magura. Einige von ihnen nahm ich mit, auch eine Einheimische stand dort, die packte ich auch noch in den Bus. Zurück in Magura gönnte ich mir dann drei vegetarische Sarmale mit Smantana. Wollte mich dazu auf die Terrasse setzen und die Aussicht geniessen, nur für 10 Minuten. Aber nein, die Touris kamen mich nerven. War aber trotzdem noch witzig.

Morgen muss ich "früh" aufstehn, die wollen bereits um 8.15 losfahren ins Bärenreservat. und da darf ich mit, freue mich riesig! Ihr hört von mir und meinen Erlebnissen...

Sonntag, 13. Juni 2010

13. Juni 2010

Ich hab noch einen Nachtrag zu machen, für die, die die Leute hier etwas kennen. Das Pferd von Adi, der ehemalige Fahrer von Hermann und Katharina, hat ihn letztes Jahr auf die Hand getreten und ihm sämtliche Finger gebrochen. Er musste deshalb 4 Operationen über sich ergehen lassen, und kann den einen Finger nicht ganz biegen. Hab ich gestern von seiner Mutter erfahren. Die Tochter von ihr, bzw. die Schwester von Adi, hat geheiratet und vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht.
Christine, das hübsche Küchenmädchen mit den langen schwarzen Haaren, kriegt im September ihr zweites Kind. Ihr erstes Kind, Beatrice, ist mittlerweile schon drei Jahre alt, wie schnell doch die Zeit vergeht!
Die Ladies sind beide jünger als ich. Wenn man hier mit 25 noch nicht verheiratet ist, kriegen die fast Vögel.

heute hab ich ein neues Wort gelernt: nepun, verrückt. Letzte Woche sind Touris mit Schmetterlingsnetzen durch hohe Wiesen gerannt, sie wurden verständlicherweise als nepun bezeichnet.

Heute war ich mit den Engländern wandern. Cosmin war der Guid. Er arbeitete mal für den Nationalpark Piatra Craiului, ich kannte ihn von früher, aber nicht wirklich gut. Ist ziemlich sympathisch. Auch die Touris sind ok, eine ist 21 Jahre alt und hat von ihren Eltern die Reise geschenkt bekommen. Wir wollen heute Abend in die Ciocolata, in die Blechhütten-Bar nebenan. Die meisten sind voll gut drauf, mega lustig. Nur dass ich einige von ihnen kaum verstehe, weil sie aus Schottland sind und einen extrem Dialekt haben. Eine wollte heute Morgen Brot haben, hab sie kaum verstanden.

Gestern musste ich Übersetzerin spielen. Einer wollte einen Apfel (apple), die Küchenfrauen haben "apa" verstanden, was Wasser bedeutet. Nicht ganz dasselbe...

Jedenfalls war ich heute mit auf einer Wanderung, die ich bisher noch nie gemacht habe. Wir gingen oberhalb von Magura Richtung Moeciu, und dort in eine Art Museum. Es ist total abgelegen, gleich an der Grenze zu Magura. Eine Frau hat alte Sächsische Sachen aufbewahrt und nun ein Gebäude erstellt, in dem das zu sehen ist. Richtig hübsch gemacht. Auf dem Rückweg sind wir fast gestorben vor Hitze. Wie ich später erfuhr, war gestern Abend um 19.00 in Bukarest noch 35 Grad! Jetzt donnert es draussen, bin aber nicht sicher, ob es wirklich mit Regen kommt. Schon Vorgestern hats nach Gewitter ausgesehen, war dann aber nix. Dem Boden würde es gut tun, und uns auch, endlich Abkühlung!

Da heute Sonntag ist, gingen alle zum Gottesdienst. Der dauert von 8 Uhr morgens bis ca. 14.00 Nachmittags. Das ist aber eine ziemlich lustige Sache, ich war auch mal mit. Man kann kommen und gehen wann man will, man braucht auch gar nicht zuzuhören, es ist eigentlich mehr ein Treffen, um der neuste Klatsch und Tratsch auszutauschen. Die Kirche selbst ist innen sehr kitschig, eben orthodox.

Zum Abend gibts noch etwas zum Erzählen: Lea und ich haben alle jungen Leute in die Ciocolata geschleppt, und da bei dieser Gruppe eine 21 Jahre alt ist, hab ich die nun auch gefragt, ob sie mitkommen mag. Wir haben dann eine Ciocolata calda, warme Schokolade, getrunken. Zwei Jungs waren dort, sie haben uns Englisch reden gehört. Wir gingen schliesslich raus, und haben uns auf die "Gartenterasse" gesetzt. Dort kamen zwei Kollegen von mir, habe nicht mit ihnen gerechnet. Obwohl, hm, wenn ichs mir richtig überlege, vielleicht doch. Schliesslich kommt an der Ciocolata keiner vorbei, ohne anzuhalten. Naja, jedenfalls heisst der eine Gigi, der war immer auf Adi (Ex-Freund von Lea) eifersüchtig, und der andere Cosmin, Adis Schwester der mittlerweile Exfreund. Cosmin und die Schwester von Adi haben nach 5 Jahren geheiratet (sie war etwa 19 Jahre alt, als sie heirateten), doch sind sie schon wieder geschieden. In der Zwischenzeit hat sie auf Druck ihrer Mama, die auch bei Katharina arbeitet, einen anderen geheiratet, und zusammen mit ihm ein Kind auf die Welt gesetzt. Wenn das nur gut kommt...
Cosmin konnte sich noch recht gut an mich erinnern, da ich mal mit Lea bei Adis Familie Heu gemacht habe. Und da ich das recht gut kann, waren sie erstaunt und blieb ich ihnen wohl in Erinnerung. Wie ich später von Udo (dem Guid von Hermann und Katharina) erfuhr, haben manche Leute im Dorf eine hohe Meinung von mir. Eine Küchenfrau habe mich in grossen Tönen gelobt, weil ich ihr auch mal beim Heumachen geholfen habe. In der Schweiz hat bei unserem Hof mal ein von mir vermittelter Rumäne gearbeitet. Er war total erstaunt, dass Bettina (meine Schwester) und ich so mit anpackten, wie Männer, meinte er. Hier in Rumänien helfen die Frauen schon auf dem Feld mit, aber nicht so schwere Arbeit wie wir das in der Schweiz gewohnt sind.

Das beste an den beiden Jungs ist, dass die nur rumänisch reden. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als mich mit ihnen in der Landessprache zu unterhalten, was auch nicht schadet ;)

Samstag, 12. Juni 2010

12. Juni 2010

Was gibt es denn von heute zu berichten? Dass es eeeeextrem heiss war!! Ich hab den Vormittag in der Hängematte verbracht, am Nachmittag wollten Katharina, Leo und ich ins Schwimmbad in Codlea (=Zeiten). Denkste! War geschlossen, unglaublich, nicht?? In dieser brütenden Hitze, die schon seit einer Woche andauert, haben die einfach zu! Katharina und ich haben uns schon gefragt, wann denn die Umsatz machen wollen. Das Schwimmbad ist gut 30km von Magura entfernt, und das nächste wäre 60km entfernt. Wenn das also anständig gemanaged werden würde, könnte das schon rentieren. Ok, die Rumänen sind nicht die Schwimmer. Alle fahren zwar immer ans Schwarze Meer, aber mehr als die Füsse rein halten tut keiner. Katharina hat dann beschlossen, alternativ könnten wir auch ein Schwimmbecken kaufen gehn. Dann stellte sie aber fest, dass sie die Metrokarte nicht dabei hatte, und ohne die kann man in der Metro nicht einkaufen. Also gingen wir ohne Aussicht auf Abkühlung wieder zurück. In Zarnesti bei den Blocul haben wir noch Gemüse gekauft, und uns ein Eis gegönnt, wenigstens etwas Abkühlung.
Zurück in Magura haben wir die zwei grossen Sonnenschirme montiert. Eigentlich wollte ich noch durchs Dorf spazieren, aber es war viel zu heiss für irgendwelche Aktivitäten. Und am Abend erfuhr ich von Katharina, dass ich morgen mit den Engländern, die heute Abend um 22.00 ankommen werden, eine Wanderung durchs Dorf machen soll.
Zum Abendessen gabs eines meiner Lieblingsessen: Sarmale mit Smantana, Krautwickel mit irgendwas sehr feinem, was ich in der Schweiz leider noch nie gefunden habe. Für mich haben die Frauen extra noch vegetarische auf den Tisch gestellt, weil ich die lieber mag als die mit Fleisch. Und auf dem Plan steht, dass es morgen Abend auch eines meiner Lieblingsgerichte gibt: Tocana, eine Art Goulage (wie schreibt man das?). Wie ihr seht, muss ich mich wieder mal fest zusammereissen, dass ich mich nicht überesse ;)
Auf dem Weg zum Schwimmbad haben wir etwas nicht so erfreuliches gesehen. Ein Junge musste vor seinen Kollegen angeben und hat sein Pferd mit Karre mit der Peitsche angetrieben. Es donnerte im Galopp, aber der Junge schlug weiterhin auf das Pferd ein. Katharina hat übreholt und ist vor dem Pferd langsamer gefahren, der Junge hats dann begriffen. Tierquäler gibts also auch hier noch... :(
Dafür haben wir auf dem Weg nach Zarnesti etwas typisch rumänisches erlebt: uns ist eine Herde Schafe begegnet, zusammen mit etwa 5 Schäferhunden und zwei Hirten. Die armen Tiere waren bereits zu unterst in der Schlucht schon total ko wegen der Hitze!

Freitag, 11. Juni 2010

11. Juni 2010

Ich hab fast ausgeschlafen, und hab dann ein reichhaltiges Frühstück mit Ei und Coliva gehabt. Coliva ist eine rumänische Spezialität, die es in Kirchen nach dem Gottesdienst gibt. Und v.a. bei Beerdigungen. Schmeckt sehr gut, und gehört für mich einfach zum Frühstück, wenn ich in Rumänien bin.
Katharina hatte heute fast frei. Um drei kamen dann die komischen Engländer mit der ungarischen Führung zum Mittagessen, danach versprach sie mir, etwas zusammen zu machen. Vorher hab ich die Terrasse genossen, ein Buch gelesen, ihr beim Wäsche machen geholfen und einfach die fantastische Aussicht auf das Bujcec-Gebirge und auf den Piatra Craiului genossen. Das Wetter war wieder mal herrlich, vielleicht etwas warm (ca. 35 Grad). Nachdem die Touris weg waren, sind Katharina und ich in die Schlucht des Piatra Craiului (Piatra= Königstein, Craiului= der König => der Königstein) gegangen. Dort wars angenehm kühl, und ich erhielt eine gratis-Botanikkunde. Wir haben sogar die Karpaten-Glockenblume gesehen. Katharina war erstaunt, dass die schon blühte. Die ist sehr schön, eine grosse, dunkelviolette Glockenblume eben. Eigentlich haben wir den Mauerläufer gesucht, der ist jetzt am Brüten, haben uns Touris erzählt. Wir konnten aber nur die Nester finden, wahrscheinlich waren wir zur falschen Tageszeit da.
Schliesslich fuhren wir zur Metro. Auf dem Weg dahin erfuhr ich noch von Katharina, dass die Besitzer des Schlosses in Rasnov immernoch mit Rasnov streiten. Da geht es darum, dass Rosenau plötzlich der Meinung ist, dass die Burg das Wahrzeichen von Rosenau ist, und es deshalb ihnen gehören soll. Aber zu Ceaucescus Zeiten hat sich Rasnov überhaupt nicht darum gekümmert und die Anlage wäre komplett zerfallen, wäre es nicht aus privater Hand instand gehalten worden. Vor kurzem ist eine Mauer eingefallen, jetzt ist es geschlossen.
Die Strasse durch Zarnesti ist in einem schlimmen Zustand, schlimmer als die Schotterstrasse hoch nach Magura. Das was die reparieren ist nicht wirklich eine Reparatur, verursacht nur noch mehr Löcher.
Ansonsten sind in Zarnesti viele Pensionen entstanden. Auch Lucians Frau (Lucian war auch schon öfters in der Schweiz) bietet jetzt Mountain-Bike Touren an. Mal an einem Abend hat er Katharina angerufen und ihr gesagt, morgen um 8.00 soll sie Bäume in Zarnesti abholen kommen, die werden irgendwo in Magura gepflanzt. Das war mal wieder eine typische rumänische Organisation!
Auf dem Weg zur Metro sind zwei mal eine Kuh mitten auf der Strasse gestanden. Bei diesem Wetter sind alle am Heu machen, also haben wir auch eine Pferdekutschen gesehen, vollbeladen mit Heu. Und das natürlich auf der Hauptstrasse, aber das ist ja normal.
In der Metro hat sich Katharina eine Hängematte gekauft, die wir am Abend nach dem Essen zusammen bauten. Bei der Metro haben wir dann auch Leo (der Sohn von Hermann und Katharina) getroffen, er ist mittlerweile auch schon 16 Jahre alt. Gestern war der letzte Schultag, er hat das Zeugnis mit nach Hause bekommen. Hier ist die beste Note 10, und ab 5 haben sie bestanden. übrigens war auch in Magura eine riesen Party an der Schule, eben weil der letzte Schultag war. Sie haben bis im September frei, Heuferien sozusagen.
Mein Date mit George viel in die Sonne, vielleicht waren wir auch zu spät zu Hause und er schon wieder gegangen, oder er traute sich nicht, oder es war eine rumänische Abmachung: komm ich nicht heute, so vielleicht morgen. Und so hab ich den Abend mit Hängematte zusammenbauen, Schweizerschokolade essen (hab ich mitgebracht), Leo und Katharina verbracht. Hermann fuhr heute morgen um 5 los, österreichische Touris abholen, und mit denen siebenbürgische Kirchen anschauen. Ah, und dann hab ich noch mit Lea telefoniert, sie hatte heute die zweitletzte Prüfung. Vielleicht kommt sie noch in die Schweiz, bevor sie nach Australien geht. Ich hoffe es sehr, dass ich sie nochmals sehen werde!!!

10. Juni 2010

Heute reisten die Engländer ab und neue sind gekommen. Dieses mal sind es eine Gruppe Insekten-Fanatiker und eine Gruppe Botaniker, beide aus England. Wieder so typische Engländer, die jedes Klischee bestätigen. Der Chef der Botaniker-Gruppe ist der Chefgartenbotaniker von Prinz Charles in Wales. Bei der Ankunft war er noch ganz Schiggi-miggi angezogen mit Hemd, danach hat er es durch ein stinknormales T-Shirt ausgewechselt. Mal schauen, ob ich noch zu einem Autogramm komme ;)

Und die andere Gruppe kam mit einem ungarischen Guid, den ich auch schon kenne. Ich hab nicht schlecht gestaunt, ihn wieder zu sehen. Er und der Fahrer der Gruppe haben in unserem Haus keinen Platz mehr, sie mussten in die Nachbarpension verbannt werden. Der Junior von dort kam sie abholen, ein ziemlich hübscher Rumäne. Er kannte mich und wusste schon einiges über mich, ich aber nichts von ihm, hab ihn nie gesehen. Hermann sagte dann, wir sollen uns morgen Abend doch treffen, jaja, so gemein, versucht er mich einfach zu verkuppeln, zzzsss. Hab George (der hübsche Rumäne) gesagt, er kann morgen Abend vorbei kommen, ich hätte Zeit und sei da. Mal schauen, vielleicht gehen wir ja in die Chiocolata (Blechhütten-Beiz nebenan).
Während des Tages war ich mit Robert und Lisa wandern, wir waren in der Fledermaushöhle. Die ist recht gross und wir sind ziemlich tief hineingekrochen, hatten danach ganz matschige Schuhe. Gesehen haben wir keine, dazu waren die Lampen zu schwach. Aber drin haben wir die Lampen mal ausgemacht, da hörten wir eine herum flattern.
Die Wanderung war sehr sehr schön. Ich hab all die mir so bekannten Wiesen und Höfe wieder gesehen. Die Kleine kannte die Blumen schon fast besser als ich, ich staunte nur so! Die Wiesen sind wirklich wunderschön, es hatte Klappertöpfe, Margerithen, Butterblumen, drei verschiedene Knabenkräuter, Kuckuckslichtnelken etc. Auch habe ich eine Gelbbauchunke gesehen, und einen Frosch. Mein Begleiter und ich haben versucht, uns gegenseitig mit unseren Flora und Fauna-Kentnissen zu übertrumpfen. Als ich dann auch noch einen Rana dalmatina sah (das ist ein Frosch), hat er mich für komplett bescheuert eingestuft, denn der Frosch war nicht schwarz gepunktet. Zu Hause hab ich ihm dann anhand eines Buches bewiesen, dass es ein Springfrosch war und ich recht hatte.

Wir haben die Landwirte das Gras mit der Sense mähen sehen, einer hatte sogar einen Balkenmäher. ältere Frauen schlichen in Kopftücher um ihre Häuser und Hunde bellten uns an. Irgendwo war ein Pferd auf der Strasse angebunden. überall sind die Zäune noch aus Holz gemacht. Die meisten alten Häuser haben ein Schindeldach, leider ist das immer mehr am verschwinden. Auch Adi (der ehemalige Fahrer von Katharina und Hermann, ungefähr gleich alt wie ich) hat dem Haus seiner Eltern ein neues Dach verpasst, aber im Winter, weil er im Sommer keine Zeit hat, wie er meinte. Schlaumeier! Und dann waren überall die Korbweiden an den Strassenränder zu sehen, ein einfach schönes Bild!

9, Juni 2010


Liebe Freunde, endlich bin ich wieder in meinem geliebten Rumänien!!! Ich bin mit der Swiss nach Bukarest geflogen und war schon ganz verwirrt, als die Crew sich mit "Ufwiderluege mitenand" sich verabschiedet hat. Schweizerdeutsch in Rumänien, etwas ganz ungewöhnliches, passte überhaupt nicht zu meinem Rumänien!
Ich wurde von der Mutter und einem Cousin eines Freundes aus Bukarest abgeholt, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte. Sie wollten dann auch noch, dass ich über Nacht in Bukarest bleibe, aber mich zogs in die Berge. Sie haben mich zum Bahnhof Nord gebracht, wir sind ewigs lange durch die Stadt gefahren. Bukarest hat 2 Millionen Einwohner, haben sie mir erzählt! Ich hatte das Gefühl, alle waren auf der Strasse. Die beiden sprachen nur rumänisch, und ich konnte voller Freude feststellen, dass ich alles problemlos verstand. Der Cousin erzählte mir, dass er Sicherheitsmann ist. Ich wollte dann wissen, ob er dem schönen Mutu Bodyguard sei :)
Am Bahnhof hab ich uns noch was zum Trinken geholt. Pro Tag fahren ca. 2 Züge von Bukarest nach Brasov (beides grosse Städte!), meiner fuhr erst um 15,15 ab. Ich hab mir noch ein Eis gekauft, dann kam auch schon der Zug. Bin aber im falschen Wagen eingestiegen. Eine ältere typische Rumänin kam ins selbe Abteil und sagte, ich würde an ihrem platz sitzen - wir waren die einzigen in einem 6er-Abteil, man kann auch kompliziert tun! Nett wie ich bin hab ich dann einfach den Platz gewechselt. Wir kamen dann ins Gespräch, weil ich ihr beim Gepäck verstauen geholfen habe und das wohl eher etwas unüblich ist. Schliesslich fragte ich sie, ob ich ein Foto von ihr machen darf. Sie war hell begeistert und hat den Hut abgesetzt, sich die Haare schön gemacht und ganz fotogen hingestellt. Dann hab ich noch eines mit Hut gemacht, fand das typischer für Rumänien. Ja, dann ist der Zug losgefahren, und zwar so richtig pünktlich, man staune!! Wie in der Schweiz, 15 Sekunden nach angegebender Abfahtszeit! Irgendwann kam der Schaffner und hat mich vertrieben, weil ich eben im falschen Wagen gesessen bin. Die Frau war dann ganz traurig, hatte sie keine Unterhaltung mehr.
Auf dem Weg nach Brasov hab ich etwas geschlafen, und sonst die Landschaft genossen. Es hat sich erstaunlich wenig geändert: ich vermutete, dass noch mehr überbaut wurde, aber die Finanzkriese hat dem wohl einen Riegel vorgeschoben und der Fluss der EU-Gelder etwas ins Stocken gebracht, zum Glück! Zwischen Predeal und Brasov haben sie nun viele Gewässer verbaut, sie lernen nicht aus unseren Fehlern, sondern müssen sie leider noch selbst erfahren. Manche Bahnhöfe sehen noch so aus wie zu Ceaucescus Zeiten, total verlottert, Schilder die fast abfallen, aber an jeder Ecke ist eine rumänische Fahne zu sehen. Kinder spielen unmittelbar neben dem Zug, Hunde streunen auf den Gleisen herum, auch mitten in der Pampa. Einige sassen auf den Gleisen und unterhielten sich. Strassen wurden erneuert, wann ist mir unklar, denn die Arbeiter (meistens recht viele) stehen immer nur rum.
Der Zug kam mit einer Verspätung von nur 15 Minuten in Brasov an. Ich musste gut 2 Stunden warten, bis der nächste weiter nach Zarnesti fuhr. Autostopp kam nicht in Frage, dann hätte ich nämlich ans andere Ende der Stadt laufen müssen, und dazu war es zu heiss und zu weit. Also hab ich mir was zum Essen gekauft und mich in den Schatten neben das Bahnhofsgebäude gesetzt. Es hatte sehr viele Zigeuner, die rumgestreunert sind. Ich wurde nur von oben bis unten gemustert, ansonsten liessen mich auch die Taxifahrer in Frieden, eigentlich erstaunlich.
Im Zug nach Zarnesti wars natürlich unerträglich heiss. Ich hab versucht, jeden Milimeter der Landschaft in mich aufzunehmen, jedes Detail festzuhalten. Wie bereits erwähnt, hat sich nicht sehr viel verändert. Die Brücke, die sie vor 2 Jahren verbreitert haben, ist immernoch nicht wirklich fertig. In Zarnesti kamen Hermann und ich gleichzeitig an. Ich war noch froh, musste ich nicht lange warten, nach der langen Reise. In Zarnesti sind die Strassen wieder schlimmer geworden, jetzt reparieren sie sie wieder provisorisch und machen nichts schlaues. Also muss wieder den Schachtdeckeln ausgewichen und die Löcher gemieden werden.
Hermann kam gerade von dem Ministerium, nun ist der Antrag, die Strasse zwischen Zarnesti via Magura nach Moiecu zu asphaltieren. Die Finanzierung ist geklärt, alles ist durch. Welch einen Fehler das da gemacht wird! Eigentlich sind die meisten Leute aus Magura dagegen, doch sind sie zu faul, um eine Bürgerinitiative zu ergreifen. Das Problem liegt darin, dass die Strasse nicht ordentlich gemacht wird, und das noch grössere Problem sind die Pferde, die im Winter bei asphaltierter Wegen über die Strasse schlittern werden. Und hier ist im Winter der Pferdewagen das Hauptbewegungsmittel.
In Magura wurde ich herzlichst von Katharina und den Küchenfrauen begrüsst. Leider war es keine überraschung mehr. Letztes mal war es eine, haben die gestaunt, als sie mich sahen! Nun haben sie sich einfach gefreut und der erste Satz war: oh du bist dünn geworden, da, iss was! :)
Ich hab dann kaum genug zu hören bekommen: jetzt ist ein Guid angestellt, der rumänisch, deutsch, englisch, arabisch, etwas italienisch, französisch und russisch kann. Asta (der Hund) ist letzte Woche gestorben. Molli (die Katze, die immer bei mir geschlafen hat) ist letzten Herbst gestorben. Lea (die Tochter von Katharina) hat ihre Ausbildung fertig und kommt nächste Woche (bin dann leider nicht mehr da) zu Besuch und geht dann für unbestimmte Zeit nach Australien. Leo (der Sohn von Katharina und Hermann) geht noch immer in Brasov zur Schule, ist aber nicht so motiviert, irgendwas mitzuhelfen. Der grüne Golf, mit dem ich immer gefahren bin (mein Lieblingsauto), der kein Radio hat, keine Türschlösser, keine Heizung, die linke Tür immer von innen geöffnet werden muss, die rechte Tür beim Fahren gehalten werden muss, bei dem funktionieren die Bremsen nicht mehr. Ach ja, und der rote Bus, mit dem mich Hermann abholen kam, klappert, als wenn er fast auseinanderfallen würde. Dann ist da noch eine neue Katze (die gerade neben meiner Tastatur schläft), sie heisst Jack. Und dann sind zwei Gäste da, die ich bereits kenne, der Robert und seine Tochter Lisa. Er arbeitete dazumal an der deutschen Botschaft in Bukarest. Ich hab Hermann und Katharina das neu erschienene Buch mit Tierspuren übergeben, das sofort von englischen Touris genutzt wurde. Die Touris waren verrückte Botaniker, der Leiter hat ein sehr schönes Bestimmungsbuch geschrieben. Sie sind am Tag durch die Wiesen gekrochen und haben Blumen gesammelt. Als sie das Bärenreservat besucht haben, zeigten sie weniger Interesse an den Bären als an den Schmetterlingen und Blumen. Sie sind mit dem Schmetterlincasher durch das Bärengehege gesprungen, das wird ein Bild abgegeben haben! In der Dämmerung waren sie bei der Kirche in Magura und haben dort 45 Fledermäuse gezählt. Immerhin nicht nur Pflanzen. Irgendwann um Mitternacht gingen wir dann schlafen.