Freitag, 11. Juni 2010

9, Juni 2010


Liebe Freunde, endlich bin ich wieder in meinem geliebten Rumänien!!! Ich bin mit der Swiss nach Bukarest geflogen und war schon ganz verwirrt, als die Crew sich mit "Ufwiderluege mitenand" sich verabschiedet hat. Schweizerdeutsch in Rumänien, etwas ganz ungewöhnliches, passte überhaupt nicht zu meinem Rumänien!
Ich wurde von der Mutter und einem Cousin eines Freundes aus Bukarest abgeholt, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte. Sie wollten dann auch noch, dass ich über Nacht in Bukarest bleibe, aber mich zogs in die Berge. Sie haben mich zum Bahnhof Nord gebracht, wir sind ewigs lange durch die Stadt gefahren. Bukarest hat 2 Millionen Einwohner, haben sie mir erzählt! Ich hatte das Gefühl, alle waren auf der Strasse. Die beiden sprachen nur rumänisch, und ich konnte voller Freude feststellen, dass ich alles problemlos verstand. Der Cousin erzählte mir, dass er Sicherheitsmann ist. Ich wollte dann wissen, ob er dem schönen Mutu Bodyguard sei :)
Am Bahnhof hab ich uns noch was zum Trinken geholt. Pro Tag fahren ca. 2 Züge von Bukarest nach Brasov (beides grosse Städte!), meiner fuhr erst um 15,15 ab. Ich hab mir noch ein Eis gekauft, dann kam auch schon der Zug. Bin aber im falschen Wagen eingestiegen. Eine ältere typische Rumänin kam ins selbe Abteil und sagte, ich würde an ihrem platz sitzen - wir waren die einzigen in einem 6er-Abteil, man kann auch kompliziert tun! Nett wie ich bin hab ich dann einfach den Platz gewechselt. Wir kamen dann ins Gespräch, weil ich ihr beim Gepäck verstauen geholfen habe und das wohl eher etwas unüblich ist. Schliesslich fragte ich sie, ob ich ein Foto von ihr machen darf. Sie war hell begeistert und hat den Hut abgesetzt, sich die Haare schön gemacht und ganz fotogen hingestellt. Dann hab ich noch eines mit Hut gemacht, fand das typischer für Rumänien. Ja, dann ist der Zug losgefahren, und zwar so richtig pünktlich, man staune!! Wie in der Schweiz, 15 Sekunden nach angegebender Abfahtszeit! Irgendwann kam der Schaffner und hat mich vertrieben, weil ich eben im falschen Wagen gesessen bin. Die Frau war dann ganz traurig, hatte sie keine Unterhaltung mehr.
Auf dem Weg nach Brasov hab ich etwas geschlafen, und sonst die Landschaft genossen. Es hat sich erstaunlich wenig geändert: ich vermutete, dass noch mehr überbaut wurde, aber die Finanzkriese hat dem wohl einen Riegel vorgeschoben und der Fluss der EU-Gelder etwas ins Stocken gebracht, zum Glück! Zwischen Predeal und Brasov haben sie nun viele Gewässer verbaut, sie lernen nicht aus unseren Fehlern, sondern müssen sie leider noch selbst erfahren. Manche Bahnhöfe sehen noch so aus wie zu Ceaucescus Zeiten, total verlottert, Schilder die fast abfallen, aber an jeder Ecke ist eine rumänische Fahne zu sehen. Kinder spielen unmittelbar neben dem Zug, Hunde streunen auf den Gleisen herum, auch mitten in der Pampa. Einige sassen auf den Gleisen und unterhielten sich. Strassen wurden erneuert, wann ist mir unklar, denn die Arbeiter (meistens recht viele) stehen immer nur rum.
Der Zug kam mit einer Verspätung von nur 15 Minuten in Brasov an. Ich musste gut 2 Stunden warten, bis der nächste weiter nach Zarnesti fuhr. Autostopp kam nicht in Frage, dann hätte ich nämlich ans andere Ende der Stadt laufen müssen, und dazu war es zu heiss und zu weit. Also hab ich mir was zum Essen gekauft und mich in den Schatten neben das Bahnhofsgebäude gesetzt. Es hatte sehr viele Zigeuner, die rumgestreunert sind. Ich wurde nur von oben bis unten gemustert, ansonsten liessen mich auch die Taxifahrer in Frieden, eigentlich erstaunlich.
Im Zug nach Zarnesti wars natürlich unerträglich heiss. Ich hab versucht, jeden Milimeter der Landschaft in mich aufzunehmen, jedes Detail festzuhalten. Wie bereits erwähnt, hat sich nicht sehr viel verändert. Die Brücke, die sie vor 2 Jahren verbreitert haben, ist immernoch nicht wirklich fertig. In Zarnesti kamen Hermann und ich gleichzeitig an. Ich war noch froh, musste ich nicht lange warten, nach der langen Reise. In Zarnesti sind die Strassen wieder schlimmer geworden, jetzt reparieren sie sie wieder provisorisch und machen nichts schlaues. Also muss wieder den Schachtdeckeln ausgewichen und die Löcher gemieden werden.
Hermann kam gerade von dem Ministerium, nun ist der Antrag, die Strasse zwischen Zarnesti via Magura nach Moiecu zu asphaltieren. Die Finanzierung ist geklärt, alles ist durch. Welch einen Fehler das da gemacht wird! Eigentlich sind die meisten Leute aus Magura dagegen, doch sind sie zu faul, um eine Bürgerinitiative zu ergreifen. Das Problem liegt darin, dass die Strasse nicht ordentlich gemacht wird, und das noch grössere Problem sind die Pferde, die im Winter bei asphaltierter Wegen über die Strasse schlittern werden. Und hier ist im Winter der Pferdewagen das Hauptbewegungsmittel.
In Magura wurde ich herzlichst von Katharina und den Küchenfrauen begrüsst. Leider war es keine überraschung mehr. Letztes mal war es eine, haben die gestaunt, als sie mich sahen! Nun haben sie sich einfach gefreut und der erste Satz war: oh du bist dünn geworden, da, iss was! :)
Ich hab dann kaum genug zu hören bekommen: jetzt ist ein Guid angestellt, der rumänisch, deutsch, englisch, arabisch, etwas italienisch, französisch und russisch kann. Asta (der Hund) ist letzte Woche gestorben. Molli (die Katze, die immer bei mir geschlafen hat) ist letzten Herbst gestorben. Lea (die Tochter von Katharina) hat ihre Ausbildung fertig und kommt nächste Woche (bin dann leider nicht mehr da) zu Besuch und geht dann für unbestimmte Zeit nach Australien. Leo (der Sohn von Katharina und Hermann) geht noch immer in Brasov zur Schule, ist aber nicht so motiviert, irgendwas mitzuhelfen. Der grüne Golf, mit dem ich immer gefahren bin (mein Lieblingsauto), der kein Radio hat, keine Türschlösser, keine Heizung, die linke Tür immer von innen geöffnet werden muss, die rechte Tür beim Fahren gehalten werden muss, bei dem funktionieren die Bremsen nicht mehr. Ach ja, und der rote Bus, mit dem mich Hermann abholen kam, klappert, als wenn er fast auseinanderfallen würde. Dann ist da noch eine neue Katze (die gerade neben meiner Tastatur schläft), sie heisst Jack. Und dann sind zwei Gäste da, die ich bereits kenne, der Robert und seine Tochter Lisa. Er arbeitete dazumal an der deutschen Botschaft in Bukarest. Ich hab Hermann und Katharina das neu erschienene Buch mit Tierspuren übergeben, das sofort von englischen Touris genutzt wurde. Die Touris waren verrückte Botaniker, der Leiter hat ein sehr schönes Bestimmungsbuch geschrieben. Sie sind am Tag durch die Wiesen gekrochen und haben Blumen gesammelt. Als sie das Bärenreservat besucht haben, zeigten sie weniger Interesse an den Bären als an den Schmetterlingen und Blumen. Sie sind mit dem Schmetterlincasher durch das Bärengehege gesprungen, das wird ein Bild abgegeben haben! In der Dämmerung waren sie bei der Kirche in Magura und haben dort 45 Fledermäuse gezählt. Immerhin nicht nur Pflanzen. Irgendwann um Mitternacht gingen wir dann schlafen.

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