Donnerstag, 18. Dezember 2008

18. Dezember 2008: Busfahrt

Ich bin mit Nicol und George aufgestanden, doch weil sie sich verschlafen haben, konnten sie nicht auf mich warten. Da sie im ersten Stock wohnen, vereinbarten wir, dass ich den Schlüssel in ihre Wohnung durchs (vergitterte) offene Fenster schmeisse. Ich liess Nicol einen Pullover da, den, den ich von Marci bekommen habe, ich aber schon jetzt weiss, dass ich ihn nie tragen werde, da er mir nicht gefällt. Rumänen haben, wie bereits erwähnt, einen etwas anderen Kleidergeschmack. Da George immer meine Adidasschlärpen (Schlärpen = Sandalen) trug, liess ich sie ihm da.
Beim Schlüsselreinwerfen musste ich natürlich in einen Hundedreck stehen... aber da ich etwa 20 Minuten bis zur Bushaltestelle hatte, hoffte ich, dass ich den Dreck bis dahin abgelaufen habe. Ah, was ich noch nicht erwähnt habe. Ich kann keine SMS auf rumänische Nummern schicken, also rief ich am Morgen Hermann an, der sagte, dass sich sein Programm geändert hat und ich nach Zarnesti mit dem Bus kommen soll. Das hab ich dann auch gemacht. In Zarnesti wartete ich ziemlich lange auf ihn. In Brasov konnte ich mit dem T-shirt zur Haltestelle laufen, und in Zarnesti musste ich doch eine Jacke anziehen. Auch so war es noch frisch. Eine alte Frau aus Magura hat mich in Zarnesti angesprochen und gefragt, ob ich nach Magura oder Brasov will, und ob ich abgeholt werde, und ob sie mitkommen dürfe. Als dann Hermann kam, gingen wir einkaufen, so dass die gute Frau doch zu Fuss nach Magura musste. Wir hatten aber nicht lange, also luden wir auf dem Nachhauseweg die Frau auf. In Magura wurde Hermann voll in Anspruch genommen, denn zwei Arbeiter waren da, die an der Sauna rum bastelten, und in dem Moment, als wir ankamen, kam einer die Klärgrube leeren. Hermann hat extra in Zarnesti für uns zwei etwas süsses gekauft, das wir mit einem Kaffee essen wollten. Das fiel dann ins Wasser. Ah ja, und dann kam noch die Kehrichtabfuhr, natürlich auch in diesem Moment. Uiii, und das waren drei ganz hübsche Jungs! Das nur nebenbei ;)
Ich lud den Einkauf aus, das dauerte, das glaubt ihr mir nicht!! Hermann hat kiloweise Manderinen, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Bananen, Kiwi, Brote etc. gekauft! Musste er ja auch, schliesslich kamen am Abend 30 Leute zum Essen, die bis Montag bleiben werden! Danach habe ich eine Scheibe Brot gegessen, war ja schon nach 12 und Frühstück hatte ich keins. Dann hab ich, leider alleine, diese Süssigkeit gegessen... war aber froh, als sie weg war, wääh, war das süss! Ich kam noch dazu, meine Mails zu lesen. So eine Stunde später gabs dann Mittagessen. Danach haben Hermann und ich die Pension mit Weihnachtssachen dekoriert: erst musste ich die Lichterketten abstauben, und dann wurden die montiert. Das war noch ziemlich lustig.
Schliesslich kamen schon die ersten Leute eingetrudelt. Ich half noch etwas in der Küche, d.h. mein Helfen bestand darin, dass ich Schüsseln ausgegessen habe.

Am Morgen auf dem Weg zur Bushaltestelle, dürft mal drei mal raten, was ich da gesehen habe: ihr werdet es nicht raus finden, also verrate ichs euch. Ich sah ein altes Schweizerpostauto! Das heisst, eigentlich ist es nicht alt, so wie wir (die Schweizer unter euch) dies vorstellen, es ist einfach eins, wie sie vielleicht vor 10 Jahren bei uns rumgefahren sind. Der grüne Kleber mit der Aufschrift „Danke“, dass man das Poschi auf die Strasse lässt, war immer noch dran.

Die Busfahrt in Rumänien finde ich immer ganz spannend. Da sitzen nämlich die ärmeren Leute drin, denn alle kaufen sich ein Auto, sobald sie genügend Geld haben. Egal, ob sie Parkplatz haben oder nicht, es muss einfach ein Auto sein. Mit dem Bus (oder Zug) zu fahren ist hier sehr billig. Ich hab von Brasov bis Zarnesti 3.50 Lei bezahlt, also etwas mehr als 1.5 SFr. (=1 Euro).
Heute hat der Bus bei den Blocul gehalten, um sich in einem Laden etwas kaufen zu gehen.

Ich hab mich im Bus umgesehen und festgestellt, dass es wohl mal ein österreichischer, deutscher oder schweizer Bus war: vorne stand „Denken Sie an die Möglichkeit einer NOTBREMSUNG und benützen Sie stets die HALTEGRIFFE!“. Alles gut und recht, doch wo sind die Haltegriffe?!?

Im Fernseher habe ich eine Bettelwerbung gesehen, wo eine Frau für ein Kind, das krank ist und maximal 4 Jahre zu leben hat um eine Spende von 5 Euro bittet. Die Werbung wird immer wieder ergänzt mit Bildern aus der Kirche. Man merkt, wie stark der Glaube hier verbreitet ist!
Nuti zum Beispiel, das ist eine Frau aus der Küche, weigerte sich - wie alle anderen Frauen aus der Küche auch - das nicht vegetarische Essen abzuschmecken, denn jetzt dürfen die Orthodoxen nicht Fleisch essen. Auch sonst keine tierischen Produkte, also auch keine Butter, Eier etc., womit auch Kuchen weg fällt. Wenn ihr mich fragt, könnten sie das ruhig tun, dafür sonst vielleicht etwas weniger, denn 2/3 ihres Essens besteht aus Fleisch. Aber das hat ja nichts mit Logik zu tun, sondern mit Religion.
Nuti musste dann aber zu Hause ein Schwein notschlachten, wofür sie in die Kirche ging, um sich von der Fastenzeit (oder so was) freigesprochen zu werden. Katharina meinte dann zu ihr, wenn sie für so etwas die Kirche ihr das OK gibt, dann wohl auch für ihre Arbeit! Jedenfalls ass sie dann mit uns ein Stück kuchen. Das war aber vor einer Woche, als ich in Magura war.

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